Unternehmens­insolvenzen – ja wo sind sie denn?

So langsam gehen mir die schlagfertigen Umschreibungen zur Beschreibung des beispiellosen Absturzes der Zahl der Unternehmensinsolvenzen aus: Nachdem es im August mit der Anzahl der (voraussichtlich) eröffneten Verfahren um 38,9% im Vergleich zum Vorjahresmonat nach unten ging (s. näher hier), verkündet Destatis für September lapidar: „Im Vergleich zum September 2019 sank die Zahl der eröffneten Regelinsolvenzverfahren um 34,5 %.“ (hier) Also ein weiterer Absturz (und 2019 war bereits ein Rekordjahr – was die rückläufige Entwicklung der Unternehmensinsolvenzen anging, hier). Allerdings sollte man diese vorläufigen Zahlen nur mit einiger Vorsicht genießen: Denn während Destatis die vorläufige Verringerung von eröffneten Insolvenzverfahren über Unternehmen für Juli 2020 zuvor noch mit -29,1% angab (hier), meldet es als endgültige Zahl nunmehr einen Rückgang von „nur“ -16,7%, also gut die Hälfte (hier).

Dennoch sind selbst die korrigierten Zahlen angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Situation alles andere als nachvollziehbar. Deutschland steht mit dieser Entwicklung allerdings auch nicht alleine da, wie ein Bericht aus den USA zeigt (hier), wonach zwar die Zahl der Sanierungsverfahren nach Chapter 11 steigt, aber die Zahl der Regelverfahren für Unternehmen und Unternehmer einbricht. Und auch in Europa steigen nicht überall die Zahlen (hier).

Der September war allerdings auch der letzte Monat, unter dem die Insolvenzantragspflicht sowohl für Zahlungsunfähigkeit als auch Überschuldung ausgesetzt war, ab Oktober gilt die Antragspflicht wieder für zahlungsunfähige Unternehmen (s. dazu auch hier). Die Frage ist also, wie es in den nächsten Monaten weitergehen wird. Auch weil der IWF von einer „tiefen Wunde der Rezession“ spricht (hier) und die KfW von wachsenden Kredithürden spricht (hier), dürfte der „Schutzschirm“ für Warenkreditversicherer wohl in die Verlängerung gehen (hier). Das dürfte wieder einige Händler retten. Insgesamt aber dürfte es trotz der Geldschwemme von Monat zu Monat schwerer werden, eine „Pleitewelle“ zu verhindern. Spätestens nach der Bundestagswahl soll es dann soweit sein, glaubt man einem weiteren „Experten“ (hier). 

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