Unternehmensinsolvenzen – Januar 2022 – Trendwendchen ahoi?

Während bei der diesjährigen Handelsblatt-Jahrestagung „Restrukturierung“ die Themen „Insolvenz“ oder „StaRUG“ (zumindest bislang) gar keine bzw. nur untergeordnete Rolle spielen (hier), dürften die neuesten Zahlen von Destatis (hier) und des IWH-Insolvenztrends (hier) weiteren Diskussionsstoff für das Vorliegen zumindest eines „Trendwendchens“ bei Unternehmensinsolvenzen liefern (s. zuletzt hier). Zwar ging die Zahl der (eröffneten) Insolvenzverfahren über das Vermögen von Unternehmen nach Angaben von Destatis im Oktober 2021 noch um -2,7% zurück (ggü. 1,9% im Vormonat, jeweils im Vorjahresvergleich), allerdings nahm die Zahl der Anträge auf Eröffnung eines Regelinsolvenzverfahrens (von denen ein großer Anteil Unternehmen betreffen) im Dezember 2021 um 18% (laut Destatis, nach +43% im November 2021; jew. im Vorjahresvergleich) zu.

Zu den „Highlights“ des Insolvenzjahres 2022 dürfte jetzt schon die Insolvenzen der dem Hongkonger Eigner Genting gehörenden MV Werften und Lloyd-Werft gehören, nachdem die Verhandlung über eine Finanzspritze des Bundes über rund Euro 600 Mio. am Unwillen von Herrn Genting gescheitert waren, den geforderten Eigenbeitrag zur Sanierung zuzuschießen (hier). Brisant ist, dass nunmehr die Holding von Herrn Genting auch insolvent sein könnte (hier). In dem Fall dürften über das Jahr noch „nette“ Kabinettsstückchen ans Licht der Öffentlichkeit dringen.

(Noch) etwas weniger im Licht der Öffentlichkeit stehen dagegen die Probleme der Automobilzulieferer, denen nach Ansicht von Finanzen100 der „Kollaps“ droht (hier). Seit Corona reagiere ich ja auf reißerische Überschriften etwas avers, so dasss es nicht unbedingt ein „Kollaps“ der Automobilzulieferer sein muss, aber in Anbetracht der aktuellen Lage am deutschen Immobilienmarkt (hier) konnte ich zumindest für Deutschland gerade meine Rubrik „Carmageddon“ revitalisieren. Man muss kein Hellseher sein, um der deutschen Automobilindustrie ein schwieriges Jahr u prophezeien.

Ins Licht der Öffentlichkeit gezerrt wurde dagegen die deutsche Lichtmiete durch Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Oldenburg, die einem Anfangsverdacht auf Betrug wohl auch im Zuge der Emissionen von Mittelstandsanleihen nachgeht (hier; s. zu Problemen bei Mittelstandsanleihen allgemein auch hier). Am 5. Januar 2022 hat die Unternehmensführung nun Insolvenzantrag gestellt. Angesichts der im Raume stehenden Anhaltspunkte für eine Kriminalinsolvenz dürfte auch in diesem Verfahren über das Jahr hinweg noch etliches ans Licht kommen.

Während der Blick noch Anfang Dezember 2021 eher augenzwinkernd Richtung Britannien ging, wo ein Energieversorger nach dem anderen kippte, weil man meinte, das hinge mit dem Brexit zusammen, belehren einen die fortgesetzten Pleiten von deutschen Energieversorgern nun eines besseren (hier und hier). Auch hier dürfte das Jahr 2022 noch einige Überraschungen bereit halten, wie schon die Vergabe eines KfW-Kredites iHv. Euro 12 Mrd. (Milliarden!) an den Energiekonzern Uniper belegt (hier und hier).

Somit entwickelt sich 2022 schon sehr „interessant“. Noch interessanter könnte es werden, dann nämlich, wenn nicht nur die sog. „Corona-Hilfen“ sich als „Bumerang“ entpuppen sollten (hier), sondern auch deren (massenhafte) Rückforderung (s. dazu hier). Dann dürfte das Handelsblatt sein Tagungsprogramm aber auch sehr zügig anpassen…

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