Krisenmanagement – wenn es mal heißer wird

In der letzten Woche hat der schwäbische Automobilzulieferer SAM Insolvenzantrag gestellt (hier). Zu den „üblichen verdächtigen“ Gründen für die Insolvenz gesellt sich scheinbar ein Klassiker der Unternehmenskrise: Ein Brand in der Fertigung (hier). Ohne Produktion kein Umsatz und ohne Umsatz kein Profit. Da kann ein Unternehmen die Krisenverlaufskurve schon mal im Laufschritt durcheilen. Was kann man in solchen Fällen als Unternehmer tun?

Zum ersten: Hoffentlich die richtigen Versicherungen haben! Sprich: es reicht nicht, eine Versicherung zu haben, die den Sachschaden behebt, erforderlich ist auch eine Versicherung gegen Betriebsunterbrechung (s. hier). Aber auch die zahlt nicht ewig und alles. Nicht nur deswegen sollte der Unternehmer die Produktion schnell wieder in Gang bekommen. Auch Kunden werden sich (notgedrungen) zumindest für die Zeit bis zum Wiederanfahren der Produktion einen anderen Lieferanten suchen müssen. Und, wer weiß, vielleicht bleiben die ja dann diesem neuen Lieferanten treu?

Zum zweiten sollte, wer an einer schnellen Wiederaufnahme des Geschäftsbetriebes interessiert ist, auch auf das Unvorhersehbare vorbereitet sein. Klingt abstrus? Ist es aber nicht. Dies ist das Feld des sog. „Business Continuity Managements“ oder auf gut deutsch „Betriebliches Kontinuitätsmanagement“ (BKM, s. näher hier), das sich der Verwirklichung meines Kanzleimottos widmet („Es kommt nicht darauf an, die Zukunft vorauszusagen, sondern darauf, auf die Zukunft vorbereitet zu sein.“ (Perikles, 495-429 v.Chr.)). Den genauen „Typ“ und „Verlauf“ einer Katastrophe, wie z.B. eines Brandes in der Fertigung, vorherzusehen und die entsprechenden Reaktionen zu planen, wird nie gelingen. Was aber gelingen kann, ist sich allgemein auf kritische Situation im Rahmen von „Szenario-Techniken“ gedanklich und mit (kleinen) Übungen auch praktisch auf solche Ausnahmesituation vorzubereiten. Das fängt bei der sog. „Telefonkaskade“ (also der systematischen Information aller Mitarbeiter mittels vorbereiteter Teleonlisten) an und hört beim Durchspielen der erforderlichen Reaktionen bei einem einfachen Feueralarm noch längst nicht auf. BKM ist – ähnlich wie Compliance – eine Daueraufgabe. Und die fängt mit dem ersten Schritt an. Gewöhnlich mit der Frage, was würde ich bei einem Brand, wie bei SAM, machen?

Das ein Feuer auch reinigende Wirkung für ein Unternehmen haben kann, zeigt der Artikel „Segensreiche Katastrophe“ in Brand Eins (hier)), der nicht nur den Wiederaufbau der Schonlau Werke nach einem Großbrand nachzeichnet, sondern auch herausarbeitet, welche Motivation und Änderungsbereitschaft die Brandkatastrophe beim Unternehmer und den Mitarbeitern hervorrief – und wie sie zusammen einen besseren Betrieb schufen. Frei nach dem Motto: „Krise ist ein produktiver Zustand – man muss ihr nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen“ (Max Frisch).

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